Der Winter hält in Deutschland Einzug, aber das GOP-Varieté-Theater Essen holt sich ein Stückchen wärmende Sonne auf die Bühne und erwärmt die Herzen seiner Zuschauer mit dem neuen Programm "Angell". Am 04.11.2010 startete das neue Programm mit der Premiere. Nach der Deutschland-Premiere im Mai im GOP Münster und zuletzt im GOP Bad Oeynhausen, kann nun auch das Ruhrgebiet diese neue Show bewundern. Einst uraufgeführt auf Mallorca, erzählt der "Cirque Bouffon" in "Angell" die Geschichte vom gefallenen, schwarzen Engel, der gefangen in einer Parallelwelt zwischen Himmel und Hölle lebt und unermüdlich danach strebt, endlich das Fliegen zu erlernen. Welche Künstler und Darbietungen kann der Zuschauer erleben? Da wäre zunächst Sergej Sweschinskij, der als Komponist und Musiker auf verschiedenen Kontrabässen den Ton angibt. Ein Modell beherbergt ihn sogar, den gefallenen Engel, gespielt von Igor Vasiliev. Er wird durch die Musik dem Kontrabass entlockt und entsteigt kurz darauf dem Instrument. In seinen übergroßen Schuhen versucht er Schritt für Schritt wieder das Fliegen zu erlernen. Dabei unterstützt ihn der "weiße Engel" Mick Holsbeke. Aber nicht nur das: Auch bezieht er das Publikum mit ein und beherrscht selbst einige artistische Einlagen, wie das Laufen auf einem überdimensionalen Ball. Igor Vasiliev und Mick Holsbeke sind die "Clowns" der Show. Beide bringen mit ihrer Mimik und ihren Darbietungen das Publikum zum Schmunzeln und Lachen. Während der Darbietungen brach das Publikum erwartungsgemäß in schallendes Gelächter aus, denn der Humor der Beiden, gerade auch im Zusammenspiel, ist einfach einzigartig. Vor allem die "Freudenschreie" von Mick sind äußerst ansteckend. Für die musikalische Untermalung in gesanglicher Hinsicht zeichnet sich Anja Krips aus. Außerdem begeistert sie zusätzlich bei einem späteren Gesangspart auch noch mit Boleadoras, den argentinischen Schleuderkugeln, welche zum Takt der Musik auf dem Boden aufschlagen. Ob mit dem Xylophon oder der Trommel bzw. mit Gegenständen, mit denen man einen Takt trommeln kann: Adam Tomaszewski beherrscht diese mit einem unglaublichen Rhythmusgefühl. Er wird praktisch eins mit seinem Instrument. Die Show startet mit einer Kontrabass-Darbietung in einer Art übergroße Schneekugel. Diese "verraucht" bald und gibt das Podest für weitere Darbietungen frei. Die übriggebliebenen Federn und der Kontrabass spielen auch noch im weiteren Verlauf von "Angell" eine große Rolle. Zunächst als Flamenco-Tänzerin auf der Bühne, offenbart sich kurz darauf ihr eigentliches Talent: Marie-Juana Jimenez ist die absolute Virtuosin am Trapez und beherrscht vor allem die schwere Kunst der Schlappseilakrobatik. Besonders die Mimik von Marie-Juana spielt dabei eine besondere bezaubernde Rolle. Mit ihren außergewöhnlichen Darbietungen ist sie das absolute Highlight von "Angell". Weitere Künstler sind Nataliya und Viktor Nebrat als Duo Passion mit Ihrer sinnlichen Partnerakrobatik, wobei Nataliya auch sehr graziös mit ihrem Hula-Hoop-Reifen über die Bühne schwebt und den Kontrabass mit in ihre Performance einbezieht, welcher dabei zeitgleich von Sergei Sweschinskij bespielt wird. Natalie Reckert zeigt eine kraftvolle Solo-Equilibristik, wobei sie mit reiner Muskelkraft balanciert, mal im Handstand, mal einarmig. Alle Bewegungen sind betont langsam und harmonisch, denen der Zuschauer die enorme Anstrengung nicht ansieht. Auf Zehenspitzen kommt als Primaballerina Iryna Bondarenko daher und jongliert mit bis zu 6 Bällen gleichzeitig. Mikhail Stepanov zeigt eine klassische Strapaten-Darbietung. "Angell" ist eine Show der Gegensätze: Himmel und Hölle, schwarz und weiß, Sinnlichkeit und Temperament. Eine mystisch romantische Stimmung verzaubert die Zuschauer beim Betrachten. So ist der Zuschauer ständig hin- und hergerissen zu welchem Element er sich mehr hingezogen fühlen soll, denn sowohl Himmel, als auch Hölle begeistern mit ihren Darbietungen. Egal wofür man sich als Betrachter letztendlich entscheidet, ist es doch die Mischung aus Beidem, was das Gesamtkunstwerk "Angell" ausmacht. Einfach gesagt eine runde Inszenierung mit äußerst fließenden Übergängen. Bis zum 30.12.2010 wird das Programm "Angell" noch zu sehen sein.