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Krimidinner in Münster 2012

Im Herzen Münsters hatten sich gegen 19.00 Uhr rund 160 Gäste versammelt, die - zumindest für die nächsten vier Stunden - nicht das Schlossgarten Café hinter dem Fürstbischöflichen Schloss Münsters besuchen, sondern als Gäste nach einer ganztägigen „Jagd vom schwarzen Moor“ zum Dinner ins Schloss eingeladen wurden. Diese Illusion wird nach dem Durchschreiten des Einganges und dem Anstehen in der Warte-Schlange konsequent präsentiert: Beim Eintritt in den großen Saal wartet schon ein Etat von vier Bediensteten in authentischer Kleidung auf die Besucher, welche die Gästeliste nach dem entsprechenden Namen durchsuchen – Sehr positiv dabei: Die Möglichkeit der „vergessenen Eintrittskarte“ wird damit geschickt ausgeschlossen. Nach entsprechender Registrierung wurde man unter Ausrufung des Namens zu seinem samtenen Sitzplatz geführt. In der großen, kaminroten Halle wurden 4 längliche Speisetafeln angerichtet, die mit der passenden Dekoration ausgeschmückt war: große Kerzenleuchter mit vernetzen Spinnweben, ausgestopfte Fasane und silbernes Geschirr. An der länglichen Tafel wurden die Paare gegenüber gesetzt, wodurch nicht nur die Möglichkeit der Konversation bestehen blieb, sondern auch ein direkter Kontakt mit seinen Tischnachbarn gefördert wurde. Hauptgesprächsthema zu Beginn war vor allem die seltsame grüne Flüssigkeit im Aperitif-Glas. Das kriminelle Verständnis wurde direkt angeregt: Sie sah verdächtig nach Absinth aus. Nach spätestens 30 Minuten waren alle Gäste versammelt, die Getränke waren bestellt und serviert und die Show wurde durch das Einspielen der Musik des Miss Marple-Themas eingeleitet. Mit viel Witz und Humor erklärte der Jagdleiter den Gästen einige Regeln.

Schritt für Schritt wurden die Protagonisten subtil vorgestellt und es ließen sich erste Vermutungen anstellen, welche Verbindungen zwischen den Charakteren bestehen, wer mit dem verbündet ist und wo sich alte Feindschaften abzeichnen. Mit dabei waren die üblichen Verdächtigen eines Krimis: Ein unzufriedener Butler, ein selbstgefälliger Jagdleiter, ein eifriger Inspektor außer Dienst, seine gelangweilte Verlobte und ein mysteriöses Medium. Letzteres verkündete der anwesenden Jagdgesellschaft, dass eine düstere Prophezeiung nach dem Leben des noch unbekannten Schlossherrn und seinen Gästen trachtet, denn angeblich rast eine „wilde Jagd“ von Geistern durch das Moor. Nach ca. 20 Minuten des einleitenden Schauspiels wurde der erste Gang durch Erklingen des Jagdhorns eingeleitet: „Bruschettaschiffchen an frischem Blattsalat mit Parmesan“. Leider nicht in italienischer Tradition (geröstetes Brot mit Knoblauch und Olivenöl), sondern scheinbar eine eigene Kreation des Hauses (Baguette mit Balsamico-Dressing) neben zwei Blättern Salat mit Parmesan drapiert. Nach dem An- und Abräumen der Teller und dem Servieren neuer Getränke, wurde mit dem Stück nach rund 30 Minuten fortgefahren. Vier Jäger marschierten mit ihren Gewehren in den Saal und wurden für ihre Leistungen bei der Jagd gekrönt. Diese wurden, wie auch der Doktor und drei Rekruten, vorher aus dem Publikum ausgewählt und konnten somit freiwillig ein Teil des Stücks werden. Doch schnell war die Aufmerksamkeit der Zuschauer wieder bei den Schaustellern selbst. Dem Zuschauer stellte sich zu diesem Zeitpunkt die spannende Frage, ob es einen Mörder gibt oder ob es tatsächlich der Fluch des Schwarzen Moores war. Dann wurde der nächste Gang serviert: „Rinderkraftbrühe mit herzhafter Einlage“. Eine schmackhafte Suppe mit viel Fleisch und Beilage. Nach der üblichen Wartezeit nach dem Gang wurden die Gäste nun mit der Anwesenheit des Hausherrn beehrt. Der Gast wurde im Folgenden wieder vor große Rätsel gestellt. Als nächsten Gang wurde „Schweinelende auf einem Röstitaler, dazu Champignonrahmsauce und glasierte Karotten“ serviert. Die fünf mittelgroßen Stücke Fleisch, sowie die zwei Röstitaler, füllten den Magen ausreichend. Nur die ausgelobten „glasierten Karotten“ waren nicht aufzufinden. Nach erneuter Wartezeit von wieder rund 30 Minuten ging es mit der vorletzten Aufführung weiter, wobei relativ zügig der letzte Gang, sprich das Dessert serviert wurde, welches leider enttäuschte: „Warmer Schokoladenbrownie auf einem Himbeerspiegel“. Bedauerlicher Weise war der Schokoladenbrownie weder warm, noch schmeckte er sonderlich frisch. Den trockenen Geschmack konnte man mit Hilfe des Himbeer-Sorbets aber etwas lindern. Nach bekannter Wartezeit begann der Auftakt zum letzten Teil des Stücks und natürlich der Frage: Ist ein Mord geschehen oder hat ein Fluch damit zu tun? Die Zuschauer wurden nun gebeten, ihre Ideen bezüglich eines eventuellen Mörders und falls ja, seines Motives auf einen Zettel zu vermerken. Der Abend endete mit der Auswertung der Vorschläge und der Auflösung des Falles. Der Gewinner, nämlich der mit der richtigen Idee, wurde, genau wie das schönste Kostüm unter den Gästen, mit einem Geschenk belohnt. Insgesamt hatten allerdings nur 19 Gäste die richtige Idee - Der Rest blickte etwas verwirrt und ahnungslos drein als die Auflösung des Falls präsentiert wurde. Da hatte die Autorin es den Besuchern wohl besonders kniffelig machen wollen.

Fazit: Service: Zu aller erst sollte dem Service ein großes Kompliment gemacht werden! Wer mehr als 160 Gäste synchron mit Essen und Getränken bedienen, anschließend alles abräumen und dabei noch freundliche Konversation führen kann, verdient ein ganz großes Lob. Essen: Das Essen ist ambivalent zu betrachten - Die Vor- und Nachspeise war wenig schmackhaft und rief überwiegend Enttäuschung hervor. Zweiter Gang und Hauptspeise waren hingegen erstklassig und sorgten Tisch auf, Tisch ab für Begeisterung. Darbietung: Einige Gäste kamen tatsächlich in passender Kleidung und das beste Kostüm wurde schließlich auch mit einer großen Flasche Champagner belohnt. Vor der Show wurden etwa acht Gäste direkt angesprochen und anschließend auch während des Stückes immer wieder aufgerufen und ins Schauspiel einbezogen. Positiv hervorzuheben sei hierbei die Professionalität des Teams, denn hier wurde niemand von den Gästen bloßgestellt, der zum Beispiel aufgrund mangelnder Schauspielerfahrung etwas ängstlich war, sondern das Reden und die Leitung übernahmen dabei die Schauspieler.

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