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GOP Varieté-Theater Münster - Toys 2013

Eine Nacht im Spielzeug-Laden

Wer erinnert sich nicht an den Spielzeug-Laden um die Ecke aus seiner Kindheit und den Wunsch-Träumen, die er damit verbunden hat? Wenn der Laden abends den Verkauf einstellt und der Besitzer die Tür von außen abschließt, erwachen die Kinderspielzeuge zum Leben. Dort finden wir die wunderschöne Puppe für die Mädchen, die Spielbälle, die Marionetten, das alte Springseil, die Action-Figuren für die Jungs und die traumhaften Seifenblasen, die wie bunte Träume zum Himmel austeigen. Obwohl man sich als Kind genau vorstellen konnte, was nachts dort geschieht, wenn die Spielzeuge ungestört unter sich sind, hat man als Erwachsender diese Fantasie und den Glauben, an die verzauberten Spielzeuge leider verloren. Doch in der Show „Toys“ soll dem nachgeholfen und unsere Kindheitsträume wieder in Erinnerung gerufen werden.

Doch beginnen wir am Anfang: Wer das Erlebnis-Arrangement vom 06. März bis zum 05. Mai gebucht hat und schon um 19.00 Uhr eingelassen wird, darf sich zuerst einmal auf die „Hähnchenbrust in Nacho-Knusperhülle auf Zucchinigemüse mit Paprika-Kartoffelpüree“ als Hauptgang freuen. Anschließend werden auch die anderen Gäste eingelassen und pünktlich mit dem Laden-Schluss geht es los.

Das Licht flackert, die Musik setzt ein und vor uns erscheint der Spielzeug-Laden, wie man ihn aus seiner Kindheit kennt. Der Besitzer, gespielt von Ramon Hopman (38, Niederlande) bringt noch die letzten Sachen in Ordnung und verlässt sein Geschäft. Im gleichen Augenblick erwachen all die Spielzeuge zum Leben. Besonders auffällig ist dabei ein kleines Mädchen, dass sich im Laden genau umsieht und einen alten Hut entdeckt. Sie fängt an damit zu tanzen und ihn mit Händen und Füßen durch die Luft zu jonglieren, als wäre es das einfachste auf Welt. Doch plötzlich kommt der Besitzer, eine riesige Gestalt in viel zu winzige Kleidung, zurück und erwischt das Mädchen, welches von Vanessa Lee (23, Deutschland) gespielt wird. Sie fangen an, sich um den Hut zu streiten: Vanessa, bekannt für ihre Darbietungen mit der Hut-Jonglage, will ihn unbedingt zurückhaben und weiter spielen, während Ramon, berühmt für seine Talent als Comedian, sie lieber wieder schlafend im Regal sehen würde. Durch ein paar geschickte Tricks kann Vanessa schließlich den Hut zurückgewinnen und präsentiert dem Publikum mit Stolz ihre Künste, bei denen sie den Hut nur mit Hilfe ihrer Füße durch die Luft fliegen lässt als wäre er eine Feder. Doch lange kann sie die Zuschauer nicht erfreuen, denn Ramon schnappt sich den Hut und lockt sie damit von der Bühne.

Da erscheint plötzlich ein Mann, mit zerzaustem Haar und irrem Gesichtsausdruck auf der Bühne, sitzend auf einem überdimensionalen Schaukelpferd und fängt an auf einer Blockflöte zu spielen. Doch als das Licht plötzlich immer schneller wechselt und die Bühne in Neon-Farben erstrahlt, rücken mehrere Männer eine Platte mit vielen bunten Bauklötzchen in das Zentrum und schieben ihn kurzer Hand von der Bühne. Denn der nächste Auftritt gehört Viktoria Gnatiuk (20, Ukraine), eine Meisterin der Equilibristik, die nur im Handtand einen wackeligen Turm bauen und darauf ihre Kunstwerke präsentieren will. Die Lautstärke im Publikum sinkt merklich, denn fast jeder hält während dieser Darbietung die Luft an.

Niemand traut sich auch nur die kleineste Bewegung oder ein Geräusch zu machen, das Viktoria ablenken könnte. Die Anspannung im Raum war fühlbar, während Viktoria den Turm immer höher und höher baute und währenddessen unter größter Körperkontrolle die undenkbarsten Verrenkungen und Bewegungen vollführte, welche die meisten im Raum nicht mal stehend bewältigt hätten.

Als ihr Equipment abgebaut wurde, sieht der sog. „Flötenmann“ seine Chance und versucht wieder, dem Publikum ein Lieder vor Zuflöten. Doch ohne großen Erfolg, denn wieder muss er sich verdrängen lassen. Mit bunten Luftblasen vertreibt Marie-Maude Laflamme (22, Kanada) ihn von der Bühne und greift bald zu einem größeren Instrument: Dem Rhönrad. Mit dem schweren und raumfüllenden Requisit vermittelte sie das Gefühl der unbeschwerten Leichtigkeit aus unserer Kindheit. Unbeschwert schwebt sie durch die Luft und rollt sich über die erstaunlich klein wirkende Bühne.

Ihren Auftritt muss sie unterbrechen als der Besitzer, Ramon Hopman, zurück kommt und in Ruhe seine Zeitung lesen will. Während er entspannt da sitzt, schleicht sich das Hut-Mädchen, Vanessa Lee, an ihn heran und klaut ihm die Zeitung. Aus Rache klaut Ramon ihr dafür den Hut, setzt sich zurück auf seinen Platz und benutzt diesen als Lenkrad für sein unsichtbares Auto. In einer fast non-verbalen Show kombiniert mit einer amüsanten

Mimik stellte der Comedian einen typisch gestressten Autofahrer dar, dem es nicht schnell genug gehen kann. Das Gelächter kann man sich vorstellen.

Danach hat auch endlich Gabor Vosteen (32, Deutschland) eine Chance, sein Talent unter Beweis zu stellen: Mit einer komödiantischen Kunsteinlage, in der zu Höchstzeiten mit fünf Flöten gleichzeitig eine Interpretation von „Freude schöner Götterfunke“ spielt - durch den Mund und die Nase -, begeistert er das Publikum und beweist allen Besuchern, dass die Blockflöte nicht im geringsten das langweilige Instrument ist, für das es alle halten.

Seine Darbietung wird gefolgt von Jorden Moir (25, Kanada), der für seine Darstellung nichts weiter braucht als ein bzw. fünf handelsübliches Hack-Y-Sacks, also ein kleines rundes Stoffsäckchen, das mit Bohnen gefüllt wurde. Er steigert sein Kunstwerk stetig indem er immer mehr Hack-Y-Sacks benutzt und auf dem Höhepunkt von fünf Säckchen auch noch ein Springseil hinzufügt.

Vor der Pause erscheint dann noch einmal Ramon Hopman, der das Publikum mit einem Zaubertrick aus einem Trickkasten beeindrucken möchte, bei dem er eine Martini-Flasche verschwinden lassen will. Vorher eröffnet er dem Publikum aber noch, dass er einen starken holländischen Akzent hat, was schon gereicht hätte, um die Zuschauer zum Lachen zu bringen. Doch das war noch nicht genug, denn leider klappt sein Trick so gar nicht und nach einer Reihe von vergeblichen Versuchen und Ablenkungsmanövern mit Witzen über Holländer ruft er letztendlich den Hersteller an. Dieser bringt ihn dazu einen Martini nach dem anderen zutrinken. Die Darstellung des angetrunkenen Holländers in Kombination mit

Ramon Hopmans unglaublich ansteckendem Lachen bringt das Publikum fast zu weinen vor lauter Lachen und als sein Trick dann letztendlich doch funktioniert, ist es noch erstaunlicher und spektakulärer als erwartet.

Kaum geht das Licht an, servieren uns die Kellner das „weiße Schoko-Parfait auf Aprikosen-Apfel-Ragout“ als Dessert. Nach einer köstlichen 15-minütigen Pause ging es direkt weiter: Der Besitzer hatte die Kleidung gewechselt und präsentierte sich nun als Basketball-Spieler seinem Publikum. In einem witzigen Spiel mit Licht und Schatten versucht er den Zuschauern seine Professionalität zu beweisen - vergeblich. Außer Gelächter und tosendem Beifall erntet er keine Anerkennung. Gefolgt wurde er von Vitaliy Ostroverkhov (25, Ukraine), welcher als Meister auf dem Schlapp-Seil bekannt ist und eine anmutige Puppe spielt, die zum Leben erweckt wurde.

Mit einer eindrucksvollen Show auf den wackeligen Drähten zeigt er uns nicht nur einen langanhaltenden Spagat und eine kunstvolle Jonglage, sondern er fährt sogar auf dem Einrad darauf hin und her.

Als nächstes ist Thomas Vey an der Reihe (22, Frankreich), der auf seinem Einrad und mit einer Zuckerstange in der Hand seine Runden über die Bühne dreht und dazu nicht nur Sprünge, sondern auch Verrenkungen präsentiert.

Und dann kam endlich, was das Publikum schon befürchtet haben: Der Teil, in dem auch die Zuschauer auf die Bühne müssen. Dazu wurden vier Besucher von Gabor Vosteen, dem „Flötenmann“, zufällig ausgewählt, hoch geholt und durften mit dem Künstler zusammen ein Lied spielen - ohne Vorkenntnisse. Und doch klappte es erstaunlich gut und alle „Versuchskaninchen“ durften danach ohne Schaden und mit einem enormen Erfolgserlebnis von der Bühne gehen.

Anschließend trat noch einmal das Hut-Mädchen, Vanessa Lee, auf und präsentierte den Zuschauern eine Trapez-Darbietung, bei der sie scheinbar schwerelos über die Bühne fliegt und dem Publikum eine Gefühl der absoluten Unbeschwertheit vermittelt.

Als vorletzte Darbietung kam Nataliya Tolstikova (32, Russland) auf die Bühne, die ein ganz besonderes Equipment braucht: Riesige geometrische Formen. Auf dem Rücken liegend offenbart sie uns eine dynamisch-verspielte Darbietung zu elektronischen Klängen, die an ein Abenteuer im Weltraum erinnert, bei der sie mit Händen und Füßen die Formen durch die Luft schleudert - am Höhepunkt sogar mit drei Stücken gleichzeitig.

Abschließend sind Alex und John (27 & 29, Ukraine) oder besser bekannt als Super Mario und Luigi an der Reihe, die mit ihrer perfekt choreographierten Partnerakrobatik ein beeindruckendes Jump-and-Run Spiel nachstellen. Mit scheinbar schwereloser Gelassenheit, sowie Balance und Kraft begeistern sie die Zuschauer mit sensationellen Kunststücken und ihrem absoluten Höhepunkt, dem Kopf-auf-Kopf-Stand.

Zur Verabschiedung wurden dann noch einmal alle auf die Bühne geholt, wobei nicht nur die Darsteller, sondern auch die Kellner tosenden für ihre Leistungen Applause erhielten.

Fazit: Ein spektakulärer Abend, bei dem kindliche Fantasien gewollt wieder zum Leben erweckt wurden, der in Kombination mit einem exzellenten Essen, perfekten Service und gelungener Unterhaltung steht.

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