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GOP Varieté-Theater Essen - SPIRIT 2012

Spirituell wird es vom 4. Mai bis 01. Juli 2012 im GOP Varieté-Theater Essen. Der Geist des Lebens - der Spirit, ist in allem. Oder anders gesagt: Alles ist der Geist des Lebens. Und so wird dieser Spirit auch durch die von Hanna Schygulla aus dem Off gesprochenen Texte des Lyrikers Rainer Maria Rilke unterstützt, um für das Publikum eine Verbindung zwischen der Musik und der Akrobatik herzustellen. Und bis auf eine kleine Ausnahme, sind dies auch schon die einzigen gesprochenen Worte, denn in der aktuellen Produktion bezieht sich „SPIRIT“ auf das Lebensgefühl, welches von den Künstlern „ohne Worte“ vermittelt wird. Der Ausnahmemusiker und GOP Regisseur Finn Martin kam im Herbst bei einer seiner atemberaubenden Performances tragisch ums Leben. Seine Musik fließt in „SPIRIT“ mit ein, denn seine vielseitigen und sinnlichen Kompositionen treffen direkt in die Herzen des Publikums. An ihn erinnerte Theaterdirektor Matthias Peiniger auch zu Beginn der Show und bat gleichzeitig bei der Show an Finn Martins Appell an die (Mit-)Menschlichkeit, die Offenheit und die Toleranz zu denken. Denn Finn Martin sagte einst: „Wenn ich etwas von mir behaupten kann, dann würde ich sagen, das einzige, was mich wirklich motiviert, ist das 'Brücken bauen'. In jeder Hinsicht. Zwischen den Menschen, zwischen den Kulturen, zwischen den Genres.“

Und so spielt die Musik die absolut zentrale Rolle. Sie dient der Verbindung zwischen den einzelnen Darbietungen und untermalt harmonisch und fein abgestimmt die Bewegungen der Artisten. Begleitet wird das Programm von zwei Musikern, die ihr Handwerk verstehen. Auf der linken Seite platziert such Wolfgang Stute, der die Gitarre und die Trommel beherrscht und rechts der Bühne Hajo Hoffmann, der vor allem seine Geige klingen lässt, aber auch der Mandoline wunderbare Klänge entlockt.

Aber nicht nur musikalisch werden hier Verbindungen während der Show hergestellt, auch der ukrainische Pantomime und Körperkünstler „Kotini junior“ fungiert bei „SPIRIT“ als Bindeglied. Wortlos verdreht er nicht nur seinen Körper, sondern auch eine Darbietung mit der Nächsten. In Hemd und Krawatte, jedoch kurzer Bermuda-Hose und Ringelsocken wirbelt er über die Bühne. Auch spielt er mit dem Publikum und ahmt Zuschauer nach. So spielt er zum Beispiel deren Verhalten mit passender Musikuntermalung nach und hält den Leuten somit ein Spiegelbild vor. Mit seiner Symbiose aus Pantomime, Yoga-Elementen und Break-Dance definiert „Kotini Junior“ neu, was man unter Bewegung versteht. Und behält doch trotz aller Komik die Tradition des melancholischen und tragischen Moments der Clownerie bei. Es ist wohl vor allem die Vielfalt, die beeindruckt. Mal tanzt er dermaßen artistisch verknotet über die Bühne, dass man meint, die Beine seien aus Gummi. Und mal schleudert er seine Gliedmaßen in atemberaubendem Tempo um sich und purzelt dabei todtraurig über sich selbst. Dem Break-Dance fügt er eine neue Variante hinzu, und Yoga vereint er mit dramatischer Mimik. So bewegt er sich stets auf der Grenze zwischen der Normalität und dem Absurden. Und dann bricht er auch noch das eiserne Schweigen von „SPIRIT“, als er als Rapper die Bühne betritt, zum Megaphon greift und von den Zuschauern ein "Sing yeah!" fordert.

Das puristische Bühnenbild mit seinem perfekt eingesetzten Licht, haucht der Show ihre Mystik ein. fühlen sich auch die Kunstwerke von Darren Burell wohl. Die bloßen Händen taucht er in einen silbernen Topf und erzeugt dann Wunder aus Seifenwasser in allen Größen. Wir sprechen natürlich von Seifenblasen. Aus dem Nichts heraus pustet er in seine Hände und schon entstehen diese scheinbar zerbrechlichen Schöpfungen, die sich jedoch bei seinem Spiel mit ihnen sehr widerstandsfähig verhalten. So werden aus großen Seifenblasen jede Menge Kleine und mit Hilfe einer Kette werden die großen Blasen noch viel größer. Und als man dachte, „Burl the Bubble Guy“ hätte schon alle Trümpfe aus den „Händen“ gezogen, pustet er mit Hilfe einer „Wunderlampe“ Rauch in die Seifenblasen und lässt aus einer solchen mit Rauch gefüllten Blase ganz langsam die Luft entweichen, so wie aus einem Luftballon.

Schweben lässt auch der Japaner „Yukki“ seine rot leuchtenden Jojos. So fliegen diese befreit von der Schwerkraft umher und er malt mit Ihnen und seinem Körper beeindruckende Bilder in die Luft.

Auch die Kunst der Antipoden, welche von der Chinesin „Lin Yi“ und von der Spanierin „Vanessa Alvarez“ präsentiert wird, lässt Gegenstände durch die Luft wirbeln. „Lin Yi“ balanciert mit ihren Händen und Füßen gleichzeitig fünf chinesische Faltschirme in gegensätzlichen Richtungen. Mit quadratischen Decken, welche durch die Drehungen ihre Form runden, präsentiert „Vanessa“ ihre Kunst der Antipoden. Auch sie wirbelt bis zu 4 Decken gleichzeitig mit Händen und Füßen herum. Passend zur musikalischen Untermalung der Show, balanciert und dreht sie sogar eine Gitarre gekonnt auf ihren Füßen.

Auch die Solonummer des Künstlers „Yi Wu“ mit seinen beiden Diabolos begeistert zum Musikstück „Singing in the Rain“.

Als Duo „Lynn & James“ überzeugen die beiden Artisten mit ihrer Partnerakrobatik. Sie verbinden zur Rockmusik gekonnt ihre Körper und sprühen dabei vor Feuer und Erotik.

„Lena Gutschank“ ist von Kopf bis in die Zehenspitzen Ästhetik pur. Ihre Kontorsionsdarbietung ist nicht aufdringlich und trotzdem geht sie mit ihrem Körper an die Grenzen des Vorstellbaren. Auch am Luftring spiegelt sich ihr Hang zur Ästhetik wieder und so verschmilzt sie grazil mit dem Ring zu einer Einheit Lena Gutschank absolvierte im Jahr 2003 ihre Ausbildung an der Staatlichen Ballettschule Berlin und Schule für Artistik in den Disziplinen Luftakrobatik, Kontorsion, Tanz und Schauspiel.

Zweimal Pink und zweimal grün – so rasen plötzlich die „Hakuna Matata Acrobats“ auf die Bühne und zeigen bei ihrer Tempo-Akrobatik wie man atemberaubende Menschenpyramiden baut. Schön für den Betrachter ist vor allem, dass die Künstler ihre Figuren nicht nur von vorne, sondern auch von der Seite zeigen. Und dies alles mit einer Leichtigkeit, als wäre auch hier die Schwerkraft passé. Auch am Vertikal-Pole zeigt das Quartett aus Tansania die Leichtigkeit des Spiels mit der Stange. So springen und hüpfen sie förmlich die Stangen hinauf.

Die aktuelle Produktion “SPIRIT“ überzeugt mit ihrem perfekten Mix von Musik, Bühne und Künstlern.

SPIRIT ist eine Show voller Herzblut!

Das Programm „SPIRIT“ ist noch bis zum 01.Juli 2012 zu erleben.

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