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GOP Varieté-Theater Münster - Plüfoli 2013

„Plüfoli“ - Der Blick in eine Traumwelt jenseits unserer Vorstellung

„Plüfoli“ heißt die neuste Show, die vom 10. Januar bis 03. März 2013 im GOP Variéte Theater Münster zubestauen ist. Dieses Spektatkel regt besonders in der trüben Jahreszeit zum phantasieren an und zieht die Zuschauer ganz schnell in ihre Welt - fast wie bei Alice im Wunderland. Passend zur winterlichen Kälte wird den Gästen als Hauptgang „Kalbsragout in Estragonsauce an Bandnudeln und Mandelbroccoli“ serviert. Dazu empfohlen wird die winterliche Spezialität des Hauses: Prosecco mit Winter-Zimt-Apfel.Nach dem Essen kann der Besucher schon einmal die Bühnen-Gestaltung bewundern, zumindest soweit der samtene Vorhang es zulässt. Links befindet sich eine große Ansammlung von Musikinstrumenten, u. a. ein Schlagzeug, eine Tröte, ein Xylophon, ein Saxophon, eine Rassel und ein Arkordeon; auf der anderen Seite ist ein romantischer Kamin mit lodernd rotem Feuer erkennbar, dessen Sims mit Büchern, Kerzenständern und Fotos geschmückt ist. Das Licht flackert, die Musik ertönt: Ein Mann im Overall und Clowns-Gesicht fegt die Bühne und putzt den Kamin, aus dem plötzlich zwei Männer in schicken Anzügen herauskommen.Sie überqueren die Bühne und laufen geradewegs auf die Instrumente zu, danach setzten sie sich schweigend hin. „Schweigend“ ist übrigens das Schlagwort des Abends, denn bis auf das Wort „Prost“ verläuft die ganze Show non-verbal. Dann geht der Vorgang auf und es werden ein Kleiderschrank, eine Couch und eine Tür sichtbar. Jedoch nicht, wie man sie sich vorstellen würde, denn alles in diesem Wohnzimmer ist krumm und schief. Außerdem ertönen ständig seltsame Geräusche und immer wieder tauchen die verschiedensten Menschen auf der Bühne auf, die dann im Schrank oder durch die Couch verschwinden. Der Clown, der sich passenderweise immer so umdreht, dass die Leute ihm im Rücken stehen, bemerkt von alle dem nichts und ist deutlich verwirrt, als plötzlich eine düstere Musik beginnt und die Künstlerin Anna Ward (34, Kanada) an einer Stange durch die Luft über die Bühne fliegt. Anmutig und elegant bewegt sie sich in der Luft und am Boden zu verschiedener Musik und zieht die Besucher sofort in ihren Bann. Gefolgt wird sie vom „Quatuor Stomp“, einer Vierer-Gruppe junger Männer, welche die Partner-Akrobatik und -Jonglage perfektioniert haben: Nicolas Audet (22), Jonathan Julien (25), Antoine Morin (28) und William Poliquin-Simms (19) präsentieren eine geniale Mischung aus Tanz und Kampf - und das ganz ohne Musik. Dadurch steigt nicht nur die Spannung bei den Zuschauern enorm an, sondern es ist auch jeder Aufschlag und jede Bewegung genau zu hören. Die beiden Auftritt werden von einer Feierlichkeit abgelöst: Einer alten Dame, die ihren Geburtstag feiert, soll ein Ständchen vorgebracht werden. Dafür ist Amélie Venisse (30, Frankreich) da: Sie schleppt sich mit ihrem riesigen Arkordeon auf High Heels nach vorne, doch gerade als sie anfangen will, rutscht ihr das Mikrophon herunter. Dieser Fauxpas hat verheerende Folgen, denn Amélie will die Großmutter nicht enttäuschen und versucht auf jede erdenkliche Weise und mit den größten Verrenkungen eine perfekte Unterhaltung abzuliefern.Natürlich hat sie keine Hand mehr frei, denn diese müssen schließlich das Arkordeon festhalten, und so zwingt die Situation Amélie zu größter Improvisation, wie sie mit dem Mikrophon an der falschen Stelle singen soll. Als die Geburtstags-Gäste enttäuscht durch Tür, Couch und Schrank verschwinden bleibt nur noch ein Mädchen über - zusammen mit der riesigen Torte. In den verschiedensten Positionen von der Brücke bis zum Handstand versucht sie die Torte zu essen und obwohl ihre Bewegungen so unglaublich leicht und anmütig aussehen, merkt man doch die Spannung in den Gesichtern der Zuschauer. Begleitet wird ihre Einlage durch die Live-Musik der „Cousins Germains“: Die Herren in den Anzügen sind Quentin Marotine (31, Frankreich) und Mikael Vielnot (29, Frankreich), die immer den richtigen Ton und Stimmung treffen. Erneut ohne Musik treten danach die „Quatuor Stomp“ auf und präsentieren eine Keulen-Akrobatik der Extra-Klasse. Hier stimmt jeder Schritt und jede Bewegung, die nicht nur Konzentration, sondern auch Geschicklichkeit erfordert. Vor der Pause hat Anthony Venisse (36, Frankreich), der „Hausmeister-Clown“, noch einen kurzen Auftritt. Von den Cousins Germains bekommt er ein Klavier hingestellt mit dem Auftrag dieses zu reinigen. Genau das versucht er auch - Jedoch mit einigen Schwierigkeiten: Er fällt in das Klavier und kommt beim besten Willen nicht mehr raus. Doch eh man weiß, wie es weitergeht, fällt auch schon der Vorhang. Direkt serviert der Kellner ein warmes „Käseküchlein mit Armagnac-Zwetschgen“ als Dessert, dass sich sehen - oder besser schmecken - lassen kann. Nach 20 Minuten gibt es einen nahtlosen Übergang zurück zum Clown, der immer noch im Klavier feststeckt und verzweifelt versucht herauszukommen, ohne dass die anderen sein Missgeschick bemerken. Als er es endlich schafft, beweist er allen, dass mehr in ihm steckt, als nur ein Hausmeister und Clown: Er spielt Beethovens „Für Elise“ und prompt springen auch die anderen Musiker mit ein. Danach folgten eine Reihe von spektakulären Auftritten, wie z.B. von Jeanne Durand-Raucher (29, Frankreich), die an einem Ring durch die Luft sauste - als Bekleidung nur einen luftigen Petticoat; dann Charlotte Boiveau (29, Frankreich), welche als Großmutter verkleidet einen Drahtseil-Akt hinlegt, in dem sie sich ständig entscheiden muss auf welche Seite sie eigentlich will; erneut Anna Ward (34, Kanada) mit einem Cyr, auf dem sie über die Bühne tanzt, als möchte sie die ganze Welt umarmen; und zuletzt noch einmal das „Quatuor Stomp“, wie es nur mit einem Tisch als Requisite eine perfekte Choreographie darbietet, die den Zuschauer nicht nur Staunen, sondern auch Mitfiebern lässt, ob nicht doch einmal etwas schiefgeht.Abschließend versammeln sich alle Künstler noch einmal auf der Bühne und bespielen sich zum Abschied als Big Band ihren eigenen Abgang, zu dem dann nicht nur die Zuschauer, sondern auch das Personal des GOP zu klatschen anfangen müssen. Der Vorhang viel mehrere Male, denn die Künstler erhielten viel Applause. Fazit: „Plüfoli“, dass ist ein Abenteuer in einer fremden, eigenartigen Welt, in der nichts unmöglich scheint. Eleganz, Humor, Ausdruck und Spannung werden hier vereint und machen den Abend zu einem unvergessenen Erlebnis.

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